Geschwisterrivalität und ihre Ursachen
Ihr freut euch auf euer zweites Kind und sorgt euch gleichzeitig, ob auch euer älteres Kind gut mit den Veränderungen zurechtkommen wird? Vielleicht fragt ihr euch auch, wie es sein wird, eure Liebe und Aufmerksamkeit in Zukunft zwei Kindern zu schenken? Solche Sorgen sind völlig normal. Wir haben für euch Wissenswertes über die Ursachen von Geschwisterrivalität zusammengetragen, damit ihr euch gut informiert auf euren Familienzuwachs freuen könnt.
Doppelte Aufmerksamkeit und Liebe – das zweite Kind ist da
Mit der Geburt des zweiten Kindes, und teilweise auch schon während deiner zweiten Schwangerschaft, verändert sich für euer älteres Kind sehr vieles und das stösst verständlicherweise auf Widerstand – wie sich dieser Widerstand ausdrückt, liegt am Temperament des Kindes.1 Aber auch wenn das ältere Kind sehr stark reagiert: Unter Forschern gelten heftige Emotionen – sowohl die positiven, als auch die negativen – als ganz normal und typisch für Geschwisterbeziehungen.2
Starke Emotionen im Alltag sind normal
Ihr werdet merken, dass sich Geschwisterrivalität meist in alltäglichen Rebellionen und Streitigkeiten ausdrückt und sich an für euch unwichtig erscheinenden Themen abzeichnet. Doch so banal diese auch erscheinen, so geht es für das Kind um sehr grundsätzliche Themen, wie Aufmerksamkeit, Anerkennung und Liebe. Doch nicht nur das: Forscher gehen davon aus, dass es Kindern in der Beziehung zu ihren Eltern um die Bestätigung der eigenen Einzigartigkeit geht3 und dass viele Kämpfe daher kommen, dass das Recht auf die eigene Persönlichkeit verteidigt wird.4 Zwischen Geschwistern hingegen geht es oft um das Aushandeln von Hierarchieverhältnissen und das ältere Kind ahmt gegenüber dem zweiten Kind die Autorität der Eltern nach.5
Euer Aptaclub ist verlässlich für euch da, ob beim ersten oder zweiten Kind Mehr lesen.
Die Ursachen von Geschwisterrivalität
Die Ursachen für Geschwisterrivalität sind verschieden. Psychoanalytiker gehen davon aus, dass es ein natürliches Streben der Kinder nach Liebe und Zuwendung der Eltern gibt und dass das Erstgeborene ein sogenanntes „Entthronungstrauma“ durchlebt, da es nun die Aufmerksamkeit der Eltern teilen und um seine Spitzenstellung in der Familie kämpfen muss.6
Weitere Ursachen sehen Forscher in der Ähnlichkeit der Geschwister bezüglich ihrer Gene, ihres Aussehens sowie ihrer Fähigkeiten und Eigenschaften, die viele Anlässe zum ständigen Vergleichen bieten und die Kinder so in Konkurrenz miteinander treten. Dabei ist auch nicht zu unterschätzen, dass Geschwister zwischen dem 1. Lebensjahr bis zur Einschulung oft mehr Zeit miteinander verbringen, als mit irgendeinem anderen Menschen – genügend Möglichkeiten also, sich miteinander zu vergleichen und zu streiten.7
Die Entwicklung der Geschwisterbeziehung in den ersten 2 Jahren
Auch wenn es schwer einzuschätzen ist, wie die Geschwisterrivalität im Einzelnen ihren Ausdruck findet, entwickelt sich die Geschwisterbeziehung in den ersten 2 Jahren oft nach dem in der Entwicklungspsychologie gängigen 3-Phasen-Modell.8 Als Mutter kann dieses Modell helfen, sich auf bevorstehende Veränderungen vorzubereiten, um den Kindern einen guten Start ins gemeinsame Leben zu geben und ihnen bei der Entwicklung einer guten Geschwisterbeziehung zu helfen.
In der 1. Phase, von der Geburt bis zum 8. Monat, lernen sich alle kennen und die Erstgeborenen sind in der Regel neugierig auf das zweite Kind. Studien zeigten, dass die Erstgeborenen in dieser Zeit meist zu einem positiven Verhalten gegenüber ihren Geschwistern tendieren. Trotzdem ist diese 1. Phase auch eine sehr verwirrende Zeit für dein Erstgeborenes und es wird vieles an den Eltern auslassen.
Die 2. Phase, die bis zum etwa 16. Monat anhält, ist die wohl schwierigste innerhalb dieser ersten 2 Jahre. Diese Phase bringt oft die ersten Konflikte und manchmal auch körperliche Auseinandersetzungen mit sich, da das Kleine jetzt mobil ist, die Bauklotztürme des Grösseren umwerfen und von Spielzeugen bis Haaren alles greifen kann. Gleichzeitig kommt die Persönlichkeit deines Kleinen mehr zum Vorschein und es kann in dieser Zeit auch zu vielen erfreulichen Momenten und Erfahrungen zwischen deinen Kindern kommen.
Vom 17. bis 24. Lebensmonat des zweiten Kindes verläuft die 3. Phase, in der die Rivalität wieder etwas abnimmt, da das Erstgeborene mehr mit dem kleinen Geschwisterkind anfangen kann und sich langsam eine elternunabhängige Eigendynamik entwickelt. Trotzdem kann es in dieser Zeit weiterhin zu Streitigkeiten kommen.9
Als Mitglied im Aptaclub, hast du einen wertvollen Begleiter während deiner Schwangerschaft und auch danach an der Seite. Jetzt registrieren.
Geschwisterrivalität ist wichtig – und unvermeidbar
Streitigkeiten können als Mutter nervenaufreibend und laut sein. Zudem stellst du dir womöglich ständig die Frage, ob du deine Liebe und Aufmerksamkeit gerecht unter deinen Kindern verteilst und wie du dem Geschwisterstreit entgegenwirken könntest. Für die Entwicklung deiner Kinder sind diese geschwisterlichen Auseinandersetzungen jedoch genauso wichtig wie auch unvermeidbar. Anders als bei der Eltern-Kind-Beziehung stellen die Geschwister untereinander die erste soziale Gruppe von Gleichberechtigten dar, in der konstant alles ausgehandelt und gelernt werden muss, mit Nähe, Ablehnung, Konflikt und Versöhnung umzugehen.10
Geschwisterstreit kann demnach als ein soziales Trainingsfeld für das spätere Leben angesehen werden.11 Studien zufolge können die Kinder, die Konflikte mit ihren Geschwistern gut lösen können, auch in der Schule mit Konfliktsituationen besser umgehen.12 Deine Kinder können also ein Leben lang von einer gesunden Geschwisterbeziehung profitieren.
So stärkst du deine Kinder von Anfang an
Geschwisterforscher und Entwicklungspsychologen sind sich einig – Geschwisterkinder müssen Gelegenheit dazu haben, Konflikte miteinander auszutragen und Lösungen zu finden. Und auch wenn die Geschwisterforschung noch ein relativ junges Feld ist, steht eines fest: Die Beziehung zwischen Geschwistern ist mindestens genauso prägend wie die zwischen Eltern und Kindern.13 Natürlich musst du als Mutter auch mal vermitteln und Grenzen setzen. Familienforscher raten aber auch, sich nicht nur darauf zu konzentrieren, wie du deine Beziehung zu deinen Kindern stärken könntest, sondern auch, wie du die Beziehung zwischen den Geschwistern stärken kannst. Denn Geschwisterbeziehungen sind oft die längsten des Lebens.14
Werde Mitglied im Aptaclub!
Wir sind für dich da!
Hast du Fragen? Jasmin und das Aptaclub Elternservice Team sind gerne für dich da.