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Kaum ist das Baby auf der Welt, steht auch schon die erste Impfung an – zumindest fühlt es sich für viele frischgebackene Eltern so an. Neben den Vorsorgeuntersuchungen zählen Impfungen heutzutage zu den wichtigsten Vorsorgemassnahmen, um die Gesundheit von Kindern langfristig zu schützen. Gleichzeitig gibt es kaum ein Thema, das so kontrovers und vor allem so emotional diskutiert wird, wie das Impfen. Doch welche Impfungen werden für Babys und Kinder eigentlich empfohlen? Muss ich mir Sorgen über mögliche Nebenwirkungen machen? Und wie kann ich den Impftermin für mein Kind angenehmer gestalten? Wir haben für dich die wichtigsten Fakten rund ums Thema Impfen zusammengefasst.
Auf einen Blick: Die vom BAG empfohlenen Impfungen im Baby- und Kleinkindalter
Impfung | Zeitpunt der Impfung |
---|---|
6-fach-Impfung (gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ B, Polio und Hepatitis B) | 3 Impfdosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten |
Pneumokokken | 3 Impfdosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten |
MMR-Impfung (gegen Mumps, Masern und Röteln) | 2 Impfdosen im Alter von 9 und 12 Monaten |
Meningokokken ACWY | 1 Impfdosis im Alter von 24 Monaten |
Anmerkung: Im Kindes- und Jugendalter stehen noch weitere Impfungen und Auffrischungen an. Den vollständigen Impfplan des BAG findest du weiter unten im Text.
Wie wirken Impfungen im Körper deines Kindes?
Wenn dein Baby auf die Welt kommt, hat es schon etwas Wichtiges im Gepäck: mütterliche Antikörper. Diese wurden während der Schwangerschaft von dir über die Nabelschnur auf dein Ungeborenes übertragen. Damit ist dein Schatz die ersten Wochen vor einer Vielzahl von Krankheitserregern geschützt. Dieser sogenannte Nestschutz hält etwa drei Monate lang an und wird dann nach und nach schwächer.1
Gleichzeitig beginnt die körpereigene Immunabwehr des Säuglings ihre Arbeit aufzunehmen. Jeder Kontakt mit einem Erreger aus der Umwelt, jeder kleine Infekt trägt dazu bei, dass das Immunsystem des Kindes weiter ausreift. Auch indem du dein Baby stillst, kannst du seine Abwehrkräfte stärken. Über die Muttermilch erhält es nämlich ebenfalls wertvolle Antikörper.2
Doch um deinen Säugling zuverlässig vor einer Vielzahl von Krankheiten zu schützen, die teilweise einen sehr schweren bis tödlichen Verlauf haben können, hilft laut wissenschaftlichen Erkenntnissen nur eines: die Impfung.3 Aber wie wirken Impfstoffe eigentlich?
Eine Impfung enthält abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger bzw. Bruchstücke eines Erregers. Dem Körper wird vorgespielt, es läge eine Infektion vor und er beginnt mit der Produktion von Antikörpern und Gedächtniszellen. Kommt es später tatsächlich zu einer Infektion mit dem Krankheitserreger, so kann das Immunsystem schnell reagieren und die Krankheit effektiv bekämpfen. Eine Impfung kann also als ein Training für den Ernstfall angesehen werden.4
Tot- und Lebendimpfstoffe
- Totimpfstoffe: Diese enthalten abgetötete bzw. inaktivierte Krankheitserreger oder nur Bruchstücke davon. Der Erreger kann sich also nicht mehr vermehren und ist nicht imstande, die Krankheit auszulösen. Da die Immunantwort von Totimpfstoffen im Vergleich zu Lebendimpfstoffen etwas schwächer ausfällt, müssen die Impfungen im Laufe des Lebens immer wieder aufgefrischt werden.5
- Lebendimpfstoffe: In diesem Fall werden die Krankheitserreger so sehr abgeschwächt, dass sie ihrer krankmachenden Eigenschaften vollständig oder teilweise verlieren. Es kann im Körper zu Reaktionen kommen, die der Erkrankung ähneln. Komplikationen treten dabei aber in der Regel nicht auf.6
Welche Impfungen werden für Babys und Kinder empfohlen?
In der Schweiz entscheidet die Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Swissmedic, welche Schutzimpfungen für Babys und Kinder als sinnvoll erachtet werden. Bei dieser Entscheidung berücksichtigen die Experten sowohl den Nutzen und die Risiken für die geimpfte Person als auch die Schutzwirkung für die gesamte Bevölkerung.7
Die Kosten für die vom BAG empfohlenen Impfungen werden in der Regel von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen (abzüglich Selbstbehalt und Franchise). Darüber hinaus gibt es für einige Impfungen auch kantonale Programme.8
Im Baby- und Kleinkindalter sollen die Impfungen gegen folgende Krankheiten schützen:
- Diphtherie: Diese bakterielle Infektionskrankheit wird meist durch Tröpfcheninfektion übertragen und geht gewöhnlich mit Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und hohem Fieber einher. Auch die Haut kann betroffen sein. In schweren Fällen kann es zu Atemnot und Tod durch Ersticken kommen.9
- Haemophilus influenzae Typ B (HiB): Besonders in den ersten Lebensjahren kann eine Infektion mit HiB-Bakterien zu lebensgefährlichen Komplikationen (z. B. Hirnhautentzündung, Kehldeckelentzündung, Blutvergiftung oder Lungenentzündung) führen.10 Übertragen werden HiB-Bakterien durch Husten oder Niesen.
- Hepatitis B: Die virusbedingte Leberinfektion Hepatitis B nimmt häufig einen chronischen Verlauf an und führt zu einer zunehmenden Schädigung der Leber.11 Hepatitis-B-Viren befinden sich im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten. Babys stecken sich am häufigsten während der Geburt an.12 Ist eine Schwangere mit Hepatitis B infiziert, wird ihr Baby innerhalb der ersten zwölf Stunden nach der Geburt geimpft.13
- Influenza: Die Influenza wird durch Grippeviren ausgelöst und gilt als sehr ansteckend. Übertragen werden die Viren durch Husten und Niesen, aber auch durch Händeschütteln und das Anfassen kontaminierter Gegenstände. Typisch für den Krankheitsverlauf sind plötzliches hohes Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen. Während die Viruserkrankung bei vielen Infizierten mild verläuft, kommt es bei einigen zu Komplikationen wie schweren Lungenentzündungen. Ein erhöhtes Risiko hierfür haben Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Asthma, Diabetes, Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen).14
- Keuchhusten (Pertussis): Während Keuchhusten bei Erwachsenen in der Regel mild verläuft, stellt die bakterielle Atemwegserkrankung für Neugeborene und Säuglinge eine echte Gefahr dar. Die Übertragung geschieht per Tröpfcheninfektion.15
- Masern: Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten des Menschen. Sie werden durch Viren per Tröpfcheninfektion übertragen, die weltweit verbreitet sind. Typisch für Masern ist ein zweiphasiger Verlauf. Zunächst kommt es zu Erkältungssymptomen, Fieber und einer Bindehautentzündung. Einige Tage später tritt dann der charakteristische Hautausschlag auf.16 Vor allem bei Kleinkindern können schwere Komplikationen wie Durchfälle, Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündungen auftreten. Teilweise bleiben geistige Behinderungen und Lähmungen zurück und in seltenen Fällen führen Masern zum Tod.17
- Meningokokken ACWY: Diese durch Bakterien verursachte Erkrankung wird durch Husten oder Niesen übertragen und führt häufig zu einer Hirnhautentzündung und/oder Blutvergiftung, teilweise mit Todesfolge.18 Typische Anzeichen sind Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen und hohes Fieber.19
- Mumps (Mumpf): Ein klassisches Anzeichen dieser Viruserkrankung ist das beidseitige Anschwellen der Ohrspeicheldrüsen. Viele Kleinkinder wollen dann nichts mehr essen, da sie Schmerzen beim Kauen und Schlucken haben.20 Bei etwa zehn Prozent der Erkrankten entwickelt sich eine Hirnhautentzündung, seltener kommt es zu einer lebensgefährlichen Entzündung des Gehirns oder zu bleibenden Hörschäden. Daneben kann Mumps langfristig eine eingeschränkte Fruchtbarkeit oder sogar Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Die Übertragung geschieht meist durch Husten oder Niesen, in seltenen Fällen auch durch mit Speichel kontaminierte Gegenstände.21
- Pneumokokken: Die Bakterien werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und können schwerwiegende Krankheiten wie Mittelohr-, Lungen- und Hirnhautentzündungen verursachen. Eine Infektion mit Pneumokokken ist besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Sie kann bleibende Schäden mit sich bringen und verläuft in zwei bis zehn Prozent der Fälle tödlich.22
- Polio (Kinderlähmung): Zwar gilt Europa seit 2002 als poliofrei, die Viren können jedoch aus anderen Ländern eingeschleppt werden. Während die meisten Erkrankten gar nicht bemerken, dass sie sich angesteckt haben und andere nur leichte Grippesymptome aufweisen, kommt es bei jeder 100. bis 1000. infizierten Person zu Lähmungserscheinungen, die teilweise ein Leben lang bestehen bleiben. Der Polio-Erreger wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Durch unzureichendes Händewaschen kann er als Schmierinfektion übertragen werden. Auch eine Übertragung durch verschmutztes Trinkwasser, Husten oder Niesen ist möglich.23
- Röteln: Typische Beschwerden für diese per Tröpfcheninfektion übertragene Viruserkrankung sind Husten, Schnupfen und Fieber. Zwar zeigen viele Infizierte keine Symptome, Röteln sind aber dann gefährlich, wenn sich eine schwangere Frau ansteckt. So können die Viren vor allem im ersten Trimester beim Ungeborenen zu schweren Schädigungen führen.24,25
- Tetanus (Wundstarrkrampf): Tetanus-Bakterien kommen in der Natur vor, beispielsweise in Gartenerde. Schon kleine Wunden reichen aus, dass die Erreger in den Körper eindringen. Infolge der Infektion kann es zu Muskelkrämpfen (beispielsweise der Gesichtsmuskulatur) und zu lebensbedrohlichen Lähmungen der Atemmuskulatur kommen. Damit die Kleinen also unbeschwert im Garten spielen können, wird eine frühzeitige Impfung gegen Tetanus empfohlen.26
Im Kinder- und Jugendalter steht dann noch die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) an. Diese können verschiedene Krebserkrankungen (u. a. Gebärmutterhalskrebs) hervorrufen. Da sie hauptsächlich sexuell übertragen werden, ist eine Immunisierung vor dem ersten Sexualkontakt sinnvoll.27
Ebenfalls im Alter zwischen 11 und 15 Jahren wird eine Impfung gegen Windpocken (Varizellen) empfohlen, sofern das Kind die Krankheit noch nicht durchgemacht hat. Die hochansteckenden Varizella-Zoster-Viren können lange in der Luft schweben und so auch über grosse Entfernungen übertragen werden (daher der Name Windpocken). Sie führen zu Fieber, Abgeschlagenheit und einem stark juckenden Hautausschlag. Gewöhnlich ist der Verlauf bei Jugendlichen und Erwachsenen schwerer als bei Kindern.28
In welchem Alter werden die Impfungen verabreicht?
Damit nicht allzu viele Arztbesuche und Pikser in den Arm anstehen, gibt es heutzutage verschiedene gut verträgliche Kombinationsimpfstoffe.
Zur Grundimmunisierung gehören drei Impfungen des 6-fach-Impfstoffs. Dieser schützt gegen folgende Erkrankungen: Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ B, Polio und Hepatitis B. Die drei Teilimpfungen werden gewöhnlich mit 2, 4 und 12 Monaten gegeben.29 Gleichzeitig kann die ebenfalls aus drei Impfdosen bestehende Pneumokokken-Impfung verabreicht werden.30
Eine weitere Kombi-Impfung erfolgt mit dem MMR-Impfstoff, der vor Mumps, Masern und Röteln schützt. Hierbei sind zwei Teilimpfungen notwendig, die vorzugsweise mit 9 und 12 Monaten verimpft werden.31
Als ergänzende Impfung ist eine Immunisierung gegen Meningokokken A, C, W und Y mit einer Dosis im Alter von zwei Jahren ratsam.32 Darüber hinaus empfiehlt das BAG für alle Mädchen und Jungen zwischen 11 und 14 Jahren eine Immunisierung gegen Humane Papillomviren (HPV). Zwei HPV-Impfungen im Abstand von vier bis sechs Monaten sind hierfür notwendig.33 Alle 11- bis 15-jährigen Kinder, die bislang keine Windpocken hatten, sollten zudem eine Varizellenimfpung erhalten. Diese besteht aus zwei Impfdosen, die im Abstand von mindestens vier Wochen verabreicht werden.34
Des Weiteren wird allen Personen mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen eine jährliche Grippe-Impfung empfohlen. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Kinder mit Herz- Nieren-oder Lungenerkrankungen sowie Frühgeborene. Kinder zwischen 6 Monaten und 8 Jahren, die bislang nie gegen Influenza geimpft wurden, erhalten bei der erstmaligen Impfung zwei Impfdosen in einem Abstand von vier Wochen. Danach wird einmal jährlich geimpft.35 Neben dem per Spritze verabreichten Totimpfstoff steht für Kinder zwischen 2 und 17 Jahren auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung. Dieser wird als Nasenspray verabreicht. Sollte dein Schützling grosse Angst vor Spritzen haben, kann dies also eine willkommene Alternative sein. Bitte sprich das Vorgehen mit deinem Kinderarzt / deiner Kinderärztin ab.36
Neben den Impfungen im Rahmen der Grundimmunisierung empfiehlt das BAG zum Schutz gegen bestimmte Krankheiten verschiedene Auffrischimpfungen. Mit 4 bis 7 Jahren sollten Kinder eine Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten erhalten. Eine weitere Auffrischung wird im Alter von 11 bis 15 Jahren gegeben.37 Auch gegen Polio erfolgt eine Auffrischimpfung, wenn das Kind zwischen 4 und 7 Jahre alt ist.38
Beachte bitte, dass es für Frühgeborene und chronisch kranke Kinder gegebenenfalls abweichende Empfehlungen vom BAG gibt. Wende dich in diesem Fall am besten an deine Kinderarztpraxis.
Weitere Impfungen
COVID-19
Das BAG empfiehlt eine COVID-19-Impfung für alle Kinder ab einem Alter von 5 Jahren, deren Eltern nach einer Abwägung von Nutzen und Risiken eine solche Impfung wünschen. Dabei wird für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren der Impfstoff Comirnaty® von BioNTech/Pfizer empfohlen, wobei die Dosierung des Impfstoffes niedriger ist als die Dosierung für ab 12-jährige. Besonders wichtig ist die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen, wie etwa Adipositas, Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen. Da sich die Bestimmungen hinsichtlich der COVID-19-Impfempfehlung kurzfristig ändern können, raten wir dir, die Website des Bundesamts für Gesundheit zu besuchen.39
Rotaviren
Die meisten Kinder unter fünf Jahren erkranken an den hochansteckenden Rotaviren. Eine solche Schmierinfektion führt zu Durchfall und Erbrechen. Besonders für Säuglinge ist der schnelle Flüssigkeitsverlust gefährlich, weshalb rund die Hälfte der betroffenen Kleinkinder im Krankenhaus behandelt werden muss.40 Aus diesem Grund empfiehlt die EKIF eine Impfung für Säuglinge gegen Rotaviren, sofern eine Kostenübernahme durch die OKP erfolgt. Da dies derzeit nicht der Fall ist, wurde die Impfung noch nicht in den Schweizerischen Impfplan aufgenommen (Stand: Juni 2022).41
FSME
Mit Kindern den Wald erkunden und durchs hohe Gras streifen – was gibt es Schöneres, als gemeinsam die Natur zu entdecken? Doch in einigen Regionen der Schweiz lauert genau dort eine Gefahr: FSME-Viren. Diese werden durch Zecken übertragen und sind Auslöser der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Dabei handelt es sich um Entzündungen des Gehirns, der Gehirnhaut und des Rückenmarks. Das BAG empfiehlt die FSME-Impfung allen Bewohnern der Schweiz (ausser den Einwohnern von Genf und Tessin) ab einem Alter von sechs Jahren. Zugelassen ist der Impfstoff ab dem ersten Geburtstag, jedoch sind schwere Erkrankungen im Kleinkindalter selten. Wende dich wegen der Impfung am besten an deinen Kinderarzt / deine Kinderärztin.42
Empfohlene Impfungen in der Schwangerschaft
Wünschst du dir ein Baby, so lohnt es sich, schon vor dem positiven Schwangerschaftstest einen Blick in deinen Impfpass zu werfen. Einige Schutzimpfungen dürfen nämlich während der Schwangerschaft nicht verimpft werden. Dies gilt besonders für Lebendimpfstoffe (siehe Infobox oben). Zu diesen zählen beispielsweise die Impfungen gegen Windpocken, Masern und Röteln. Da vor allem letztere Erkrankung eine grosse Gefahr für dein ungeborenes Baby darstellt, solltest du anstehende Auffrischungsimpfungen vor dem Absetzen der Verhütung durchführen lassen. Sicherheitshalber wird geraten, frühestens einen Monat nach einer Lebendimpfung schwanger zu werden.43
Doch gibt es auch Impfungen, die vom BAG für Schwangere als sinnvoll erachtet werden? Ja! Dabei sind vor allem die empfohlenen Impfungen gegen Grippe und Keuchhusten hervorzuheben. Im Idealfall wird die Impfung gegen Keuchhusten zwischen der 13. und 26. SSW verabreicht. Die Grippe-Impfung sollten schwangere Frauen im Zeitraum ab Mitte Oktober bis zum Ende der Grippesaison bekommen.44 Hierdurch werden nicht nur schwere Krankheitsverläufe während der Schwangerschaft verhindert, du gibst auch Antikörper über die Nabelschnur an dein Baby weiter. Somit ist es in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt geschützt.45,46
Hast du Fragen rund um das Thema Impfungen während des Kinderwunsches und in der Schwangerschaft, so wende dich bitte an deinen Frauenarzt / deine Frauenärztin.
Impfen ja oder nein?
Wenn du dir den Impfkalender so anschaust, sind das ganz schön viele Impfungen für so kleine Kinder, nicht wahr? Viele Eltern fragen sich, ob die vielen Injektionen tatsächlich notwendig sind. So sind schwere Krankheitsverläufe dank der grossflächigen Impfprogramme heute nur noch selten sichtbar. Hinzu kommen Ängste vor möglichen Nebenwirkungen oder gar Impfschäden. Ob du dein Kind impfen lassen möchtest oder nicht, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Du darfst sie zusammen mit dem anderen sorgeberechtigten Elternteil treffen. Eine Impfpflicht für Kinder gibt es in der Schweiz derzeit nicht.
Wir alle wollen nur das Beste für unsere Kinder. Vielleicht können dir die folgenden Informationen rund um die Vor- und Nachteile des Impfens helfen, eine Entscheidung zu treffen.
Warum ist Impfen so wichtig?
Bevor die verschiedenen Impfungen eingeführt wurden, mussten Eltern Angst haben, dass ihr Kind an Polio, Diphtherie oder einer anderen gefährlichen Infektion erkrankt. Heutzutage konnten viele Krankheiten dank der Schutzimpfungen stark eingedämmt und teilweise sogar komplett besiegt werden. Dies ist beispielsweise bei den Pocken der Fall, die von der WHO 1980 offiziell für ausgerottet erklärt wurden.47
Indem du dein Kind impfen lässt, kannst du es also effektiv vor einer Vielzahl von Krankheiten mit teils schweren Verläufen schützen. Doch ist dies überhaupt notwendig, wo doch viele dieser Erkrankungen in der Schweiz kaum noch vorkommen? Das Bundesamt für Gesundheit sagt ja. So sind viele dieser Infektionskrankheiten noch in anderen Ländern verbreitet und können durch Reisende jederzeit wieder eingeschleppt werden.
Und dann ist da noch der gesellschaftliche und soziale Aspekt. Infektionskrankheiten können nur dann dauerhaft eingedämmt werden, wenn eine gewisse Durchimpfung in der Gesellschaft erreicht wird. Bei Masern sind dies beispielsweise 95%.48 Entscheiden sich also viele Eltern gegen das Impfen ihrer Kinder, so sind erneute Ausbrüche der Krankheiten vorprogrammiert.
Auch gilt es zu bedenken, dass du durch die Impfung nicht nur dein eigenes Kind schützt, sondern auch alle anderen Menschen. Hierzu zählen vor allem Neugeborene, die noch zu jung für die Impfung sind, immungeschwächte Personen und Kinder mit bestimmten Krankheiten, die eine Impfung unmöglich machen.
Die Angst vor Impfnebenwirkungen
Wie du siehst, gibt es viele gute Gründe, die für das Impfen sprechen. Vor ihrer Zulassung durch das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic werden Impfstoffe sehr umfangreich geprüft. Aufgrund der strengen Auflagen und ständigen Kontrollen gehören sie zu den sichersten Medikamenten in der Schweiz.49
Und doch hast du vielleicht Angst, dass die Impfung Schaden bei deinem Kind anrichten könnte. Denn: Eine einhundertprozentige Sicherheit, dass es zu keinen (schweren) Nebenwirkungen kommt, kann dir kein Arzt / keine Ärztin geben. Lass uns einmal anschauen, welche Impf-Nebenwirkungen bzw. Langzeitfolgen möglich sind.
Nebenwirkungen von Impfungen
Wenn dein Baby geimpft wird, reagiert sein Immunsystem auf den Impfstoff. Aus diesem Grund können Symptome auftreten, die einer Infektion ähneln. Häufig sind lokale Reaktionen, wie eine Schwellung oder Rötung an der Impfstelle. Je nach Impfstoff kommt dies bei 2 bis 20 Prozent der geimpften Kinder vor. Manchmal treten auch leichte Allgemeinbeschwerden wie Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Durchfall oder Übelkeit auf, verschwinden aber nach ein bis zwei Tagen von alleine wieder.50
All diese Symptome sind normale Impfreaktionen, die zeigen, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Schwere Komplikationen, wie etwa ein allergischer Schock, sind hingegen äusserst selten.51
Vorsicht ist geboten, wenn dein Kind eine Allergie gegen Hühnereiweiss hat, da dies Bestandteil mancher Impfstoffe ist. In diesem Fall sollte dein Kinderarzt / deine Kinderärztin die Risiken einer Impfung abwägen. Gegebenenfalls ist es ratsam, dass dein Kind nach der Impfung ärztlich überwacht wird.52
Langzeitfolgen von Impfungen
Nebenwirkungen treten gewöhnlich innerhalb der ersten Stunden bis Tage nach der Impfung ein und dauern nur kurz an. Doch wie sieht es mit möglichen Langzeitfolgen aus?
In extrem seltenen Fällen kommt es nach Impfungen zu Komplikationen, die über einen langen Zeitraum andauern. Ein Beispiel hierfür ist die Narkolepsie, die als sehr seltene Nebenwirkung der Schweinegrippe-Impfung beobachtet wurde. Eine solche Impf-Komplikation stellt jedoch eine absolute Ausnahme dar.53
Nebenwirkungen, die erst Monate oder Jahre nach der Impfung erstmals auftreten (sogenannte Spätfolgen), sind für Impfstoffe nicht bekannt.54 Auch Gerüchte, dass die MMR-Impfung Autismus auslösen kann, wurden mittlerweile durch viele wissenschaftliche Studien widerlegt.55
Zusammenfassend kann man sagen: Bei jeder Impfung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Schwere Komplikationen oder Langzeitfolgen sind jedoch sehr selten. Insgesamt stellen die durch die Impfung vermeidbaren Infektionskrankheiten für die meisten Kinder eine deutlich grössere Gesundheitsgefährdung dar als das Risiko durch mögliche Impfkomplikationen.56
Tipps für den Tag der Impfung
Ein fremder Mensch im weissen Kittel, der einem mit einer Spritze in den Arm pikst – für Babys und Kinder ist der Impftermin meist alles andere als angenehm. Wichtig: Du solltest deinen Liebling nur impfen lassen, wenn er/sie gesund ist. Hat dein Kind am Tag der geplanten Impfung hohes Fieber, so verschiebe den Termin besser. Auch bei leichten Erkältungssymptomen sollte vor dem Impfen eine ärztliche Untersuchung erfolgen.57
Mit folgenden Tipps kannst du den Tag der Impfung entspannter gestalten:
- Mit einem Kinder-Arztkoffer könnt ihr den Impftermin zu Hause bereits durchspielen. Dies kann die Angst vor der Spritze nehmen.
- Wähle für dein Kind unbedingt Kleidungsstücke, die sich leicht an- und ausziehen lassen.
- Nimm ein geliebtes Kuscheltier deines kleinen Sprösslings mit.
- Versuche, Ruhe auszustrahlen. So kann sich dein Kind auch besser entspannen.
- Halte dein Kind beim Impfen im Arm. Zur Beruhigung kannst du es auch während der Impfung stillen. Ausnahme: Bei der Rotavirus-Schluckimpfung solltest du deinen Säugling möglichst eine Stunde vor und nach dem Impfen nicht stillen.58
- Lenke deinen Schatz ab, beispielsweise mit einem neuen Spielzeug, Seifenblasen oder einem Kinderbuch.
- Ist dein Kind sehr schmerzempfindlich, so kannst du die Einstichstelle vor der Impfung mit einem Schmerzpflaster betäuben. Sprich dies aber bitte zuvor mit deinem Kinderarzt / deiner Kinderärztin ab.59
Nach dem Arzttermin kannst du dein tapferes Kind mit einem Gummibärchen oder einem leckeren Eis belohnen. So verbindet es das Impfen mit etwas Positivem.
- Apotheken Umschau (2020) Nestschutz: Abwehrkräfte für Neugeborene. Verfügbar unter: https://www.apotheken-umschau.de/familie/kindergesundheit/nestschutz-abwehrkraefte-fuer-neugeborene-793319.html Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie haben eine Frage zum Impfen? Finden Sie Antworten hier! Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/mediathek/fragen-antworten/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
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- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wie reagiert unser Immunsystem auf Impfungen? Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/das-immunsystem/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2021) Die verschiedenen Arten von Impfstoffen. Verfügbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/leben/gesundheitsvorsorge/impfungen/impfstoffarten.html. Zuletzt abgerufen: 21.06.2022.
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- Bundesamt für Gesundheit BAG (2022) Schweizerischer Impfplan 2022.
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- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Hepatitis B-Impfung bei Kindern. Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/hepatitis-b/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Leberkrankes Kind e.V. Hepatitis B. Verfügbar unter: https://leberkrankes-kind.de/lebererkrankungen/hepatitis-b/ Zuletzt abgerufen: 21.06.2022.
- Robert Koch Institut (2018) Ist eine Hepatitis-B-Immunisierung bei Neugeborenen von Müttern notwendig, deren HBsAg-Status unklar ist? Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HepatitisB/FAQ13.html Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
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- Infovac (2022) Zeckenencephalitis (FSME). Verfügbar unter: https://www.infovac.ch/de/impfunge/nach-krankheiten-geordnet/zeckenencephalitis-fsme Zuletzt abgerufen: 23.06.2022.
- BAG (2020) Empfohlene Impfungen für Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft. Verfügbar unter: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/publikationen/broschueren/publikationen-uebertragbare-krankheiten/empf-impf-frauen-schwanger.html Zuletzt abgerufen: 24.06.2022.
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- Robert Koch-Institut (2021) Schutzimpfung gegen Pertussis: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pertussis/FAQ-Liste_Pertussis_Impfen.html Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Robert Koch-Institut (2021) Grippeschutzimpfung. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Weltgesundheitsorganisation (WHO) Smallpox. Verfügbar unter: https://www.who.int/health-topics/smallpox Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Gemeinschaftsschutz: Schutz für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/gemeinschaftsschutz/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Infovac (2021) Entwicklung von Impfstoffen. Verfügbar unter: https://www.infovac.ch/de/faq/entwicklung-von-impfstoffen Zuletzt abgerufen: 24.06.2022.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wie sicher sind Impfstoffe und welche Impfreaktionen können vorkommen? Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/sicherheit-von-impfungen/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Gerstl L (2005) Schwere unerwünschte Ereignisse nach Impfungen-Koinzidenz versus Kausalität. Evidenzbasierte Analyse der STIKO-empfohlenen Impfungen zur Grundimmunisierung im Kindes-und Jugendalter. Dissertation, LMU München.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wie sicher sind Impfstoffe und welche Impfreaktionen können vorkommen? Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/sicherheit-von-impfungen/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Paul-Ehrlich-Institut. Was sind überhaupt Langzeitfolgen? Verfügbar unter: https://www.pei.de/SharedDocs/FAQs/DE/coronavirus/sicherheit-wirksamkeit-impfstoff/25-coronavirus-impfstoff-covid-19-langzeitfolgen.html Zuletzt abgerufen: 20.06.2022.
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- MSD Manual (2022) Impfverweigerung. Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de/profi/pädiatrie/impfungen-im-kindesalter/anti-impfungs-bewegung Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- MSD Manual (2021) Impfungen für Kinder. Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/impfung-von-kindern/impfungen-für-kinder Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (2022) Was muss bei einer Impfung beachtet werden? Verfügbar unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/impfen/was-muss-man-beachten/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. So gelingt's: Stress- und schmerzarmes Impfen. Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/stress-und-schmerzarmes-impfen/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. So gelingt's: Stress- und schmerzarmes Impfen. Verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/wissenswertes/stress-und-schmerzarmes-impfen/ Zuletzt abgerufen: 12.06.2022.